16 Januar 2006 - Tegucigalpa, Honduras
Hallo Freunde
Nur kurz hielt ich mich in Nicaragua auf, doch hinterlaesst dieses Land bei
mir einen tiefen Eindruck. "Mir gefiel dieses Leben sofort", schrieb ich
in meinem letzten Massenmail. Nach zwei Wochen Nicaragua frage ich mich nun,
ob einem ein Leben, wie ich es in Nicaragua beobachtet habe, ueberhaupt gefallen
kann.
Erst als ich naemlich die huebsche Kolonialstadt Granada verliess und wirklich
durchs Land fuhr, sah ich dessen wahres Gesicht. Ein Land, welches in seiner
Vergangenheit tief getroffen und hart geschuettelt wurde. Nicaragua ist arm,
sehr arm sogar!! Ich empfand die Armut als so bedrueckend, wie noch in kaum
einem zuvor von mir besuchten Land.
Dabei haette ich doch einfach die Armut ignorieren und mich an den Naturschoenheiten
sattsehen koennen. Ich fuhr am riesigen Lago Nicaragua vorbei. Aus dem Wasser
ragten herrlich die Kegel der beiden Vulkane auf der Insel Ometepe empor.
Weiter zieht sich laengs durch Nicaragua eine imposante Vulkankette. Schaute
ich jeweils unterwegs auf, so sah ich neben und hinter mir immer mehrere
Vulkane in den Himmel ragen. Aus vielen dieser Vulkankrater qualmte Rauch.
Nicaraguas Schicksal hat aber eben auch viel direkt mit diesen Vulkanen und
seiner Goegraphie zu tun.
Leon wurde vor einigen hundert Jahren vom Vulkan Momotombo verschuettet und
wurde an einer sicheren Stelle neu aufgebaut. Doch die rauchenden Krater
zeugen von einer immer noch hohen Aktivitaet. Ein Pulverfass, das jederzeit
explodieren koennte.
Jaehrlich verwuesten Hurrikane Teile des Landes. Als ich eines Abends neben
einer Finca mein Zelt aufschlagen konnte, erzaehlte mir ein Angestellter
vom Hurrikan Mitch, der 1998 hier die ganze Gegend 2m unter Wasser gesetzt
habe. Wo ich sass, habe das Wasser bis zu den Hueften gestanden.
Alle paar Jahrzehnte bebt die Erde. 1972 wurde so ganz Managua zerstoert.
Mehr als 90 Prozent der Bauten sollen zerstoert worden sein. Bis heute wurde
davon ein geringer Teil wieder aufgebaut. Einerseits, weil die Wiederaufbaugelder
unter dem Diktator Somosa in private Taschen flossen. Anderseits, weil sich
die Leute vor weitern Erdbeeben fuerchten und lieber unter einem leichten
Blech- als unter einem schweren Betondach schlafen. So sah ich Viertel, wo
so ziemlich alle Haeuser aus Blech und Holz gebaut sind.
Doch Nicaraguas Schicksal hat wohl vor allem mit der Politik zu tun.
Waehrend 40 Jahren fuehrte die Familie Somosa eine blutige Diktatur. Diese
wurde 1979 nach mitlitaerischen Konflikten vom kommunistischen Regime Daniel
Ortegas abgeloest. Im Land brach ein internetional unterstuetzter Buergerkrieg
aus.
Nicaragua wurde in den 80er Jahren zum Spielball der Weltpolitik. Die linksgerichteten
Sandinisten erhielten ihre Unterstuetzung von der UdSSR, die Contras die
ihrige von den USA. Nicaraguaner metzelten sich im Interesse der Weltmaechte
nieder. Heute wird gesagt, dass in Nicaragua der 3.Weltkrieg haette ausbrechen
koennen, haette eine der Weltmaechte direkt im Konflikt interveniert.
Zu dem kam es aber gluecklicherweise nicht. Stattdessen starben tausende
von unschuldigen Nicaraguaner.
Unterwegs sah ich einige der Spuren der kommunistischen Jahre. Ganze Fabrikanlagen
stehen leer und verfallen. An einem Eingang sah ich rote Sichel und Hammer
langsam verbleichen. Strassentafeln sprechen von Hilfsgelder der Deutschen
Demokratischen Republik.
Als 1990 kurz nach dem Fall der Berliner Mauer die Hilfsgelder aus dem Osten
scheinbar nicht mehr flossen, wurden Wahlen organisiert, die die konservative
Opposition gewann. Das Geld aus dem Kapitalismus brachte eine den USA konforme
Regierung an die Macht. Wie durch ein Wunder brach nicht ein neuer Buergerkrieg
aus.
Seit 1990 sind nun demokratisch gewaehlte Regierungen an der Macht. Sie sind
korrupt. Immer wieder hoere ich von Korruptionsgeschichten.
So wurden Baumwollplantagen geschlossen, weil das fuer dessen Anbau eingesetzte
Gift die Crevettenproduktion hinderte. Diese Crevettenfarmen gehoerte ja
schliesslich einem hohen Politiker.
Der Zugverkehr wurde eingestellt. Die Transportunternehmen seien in Politikerhaenden
gewesen. Und ausserdem war der Hauptimporteur von japanischen Bussen schliesslich
auch ein Politiker.
Reis wird angebaut, welches seine Kaeufer braucht. Einer dieser maechtigen
Reiskaeufer hob waehrend ein paar Jahren den Preis so sehr an, dass die kleinen
Reisabnehmer schliessen mussten. Nun besitzt dieses Unternehmen ein Monopol
und kann die Preise wieder senken.
Viele Leute erzaehlten mir ihre Geschichten und Sichtweisen. Dank all diesen
Erzaehlungen erfuhr ich in relativ kurzer Zeit viel. Wieder einmal war auch
der Veloeliverkauf sehr interessant.
Waehrend ich im turistischen und wirtschaftlich stabileren Granada innert
kuerzester Zeit alle meine Veloeli verkaufte, blieb ich in Leon zwei Tage
sitzen und verdiente fast nichts. Fuer den Tageskonsum reichte es jeweils.
Doch um damit auch weiterfahren zu koennen, haette es nicht genuegt. Haette
ich nicht noch meine Visakarte in einer der Velotaschen gehabt, waere es
nun hart geworden.
Doch die Menschen hier muessen genau mit dieser Situation leben. Den ganzen
Tag war ich umgeben von Arbeitsgenossen. Vielleicht Familienvaeter. Der eine
verkaufte Wasser. Einer Haengematten. Einer Glacen. Dass einer einmal wirklich
fuer gutes Geld etwas verkauft haette, ist mir nie aufgefallen. Sie haben
aber sicher kein Bankkonto und muessen wohl auch noch andere Maeuler stopfen.
Standen im turistischen Granada vor allem Turisten um mich herum, war ich
in Leon bald einmal umgeben von einer Gruppe Schuhputzer. Ich kam mit dem
17 jaehrigen Felix ins Gespraech. Es sei seit 12 Jahren hier auf dem Platz
am arbeiten.....
Waehrend mir Felix tiefgruendige Fragen stellte, die ich oft kaum beantworten
konnte, verpruegelten sich die andern Schuhputzer gegenseitig. Die Gewalt
unter den Strassenkinder kann im Hinterhof wohl grausam sein.
Als ich mich am Tag darauf noch einmal auf den Platz in Leon setzte, kamen
mich die Verkaeufer vom Vortag gruessen, wie als wenn wir uns schon seit
Wochen kennen wuerden. Das Leben auf der Strasse haelt einem zusammen.
Als es langsam dunkel wurde, kam auch Felix vorbei. Wir gruessten uns freundlich
und fragten uns gesgenseitig nach dem Verlauf des Tages. Bald verschwand
er kurz und als er wieder zurueck kehrte, brachte er mir ein Pack Guezli....
Zuvor hatte eine Begegnung mit einem zerlumpter Junger. Als er zu reden begann,
verstand ich kein Wort. Erst glaubte ich, er spreche eine Indiosprache. Bald
aber hoerte ich etwas von Allah. Er rede eben fliessend Arabisch, Chinesisch,
Japanisch und viele andere Sprachen. Spaetestens da merkte ich, dass ich
es mit einem "Spinner" zu tun hatte.
Doch dieser Spinner lief bald wieder an mir vorbei und warf mir zwei Geldstuecke
zu....
Etwas was ich schon oft beobachtete. Arme, die Armen helfen und von dem Wenigen,
was sie haben, auch noch etwas geben.
Bald stellte sich ein Mann vor mich hin. Ich las auf seiner Kappe "24 aniversario
de la revolucion sandinista". Ich fragte nach. Er habe auf der Seite der
Sandinisten drei Kriege gekaempft. Oft wurde er verwundet und zeigte mir
am ganzen Koerper seine Narben.
Als ich die folgende Nacht auf dem Land schlief, erzaehlte mir der Hausherr
von den 80er Jahren, als er auf der Seite der Contras auch kaempfte. In Honduras
haetten sie von us-Amerikanern Ausbildung und Schulung erhalten, bekamen
moderne Waffen in die Haende und wurden in den Krieg geschickt. Die us-Amerikaner
blieben natuerlich im sicheren Honduras zurueck. Keiner dieser Gringos wollte
sich die Haender verschmutzen.
Heute bezeichnen sich diese vor 20 Jahren sich gegenueberstehenden Maenner
beide als stolze Nicaraguaner.
Nach all diesen Erlebnissen und Geschichten stelklte ich mir eben ploetzlich
die Frage: Kann einem ein solches Land ueberhaupt gefallen?
Ich habe mir in den letzten vier Velotagen, als ich von Leon hier nach Tegucigalpa
fuhr, oft gedacht, dass ich manchmal moechte, diese Reise nie begonnen zu
haben. Haette ich nicht gesehen und gehoert, was ich sehen und hoeren musste,
faende ich das Weltgeschehen viel ertraeglicher.
Nun frage ich mich oft, wie es wohl den Gauchos auf den Estancia dort untern
in Patagonien geht. Was wohl die Chauffeure in Uyuni, Bolivien tun. Was aus
der peruanischen Familie wurde, die mich zum Merschweinchenesen einlud. Was
wohl der Kaffeebauer macht, der mich und Maettu dort auf dem Weg nach Sevilla
zu einer Tasse tinto einlud.
Und dann lese ich einen Kommentar zum Buch "Das Imperium der Schande" Von
Jean Ziegler, welches in den letzten Tagen erschienen ist: "Interessant in
diesem Zusammenhang sind auch die Loesungen von Hans Joehr, Leiter der Abteilung
Landwirtschaft von Nestle, er schlaegt vor, dass von den 25 Millionen Kaffeebauern
mindestens 10 Millionen vom Markt verschwinden muessen, damit der Markt saniert
werden kann. Die Entscheidungstraeger der Konzerne halten die wirtschaftliche
Entwicklung fuer Naturgesetze des Marktes, die sie nicht aendern koennen. Ihnen
ist jegliches Verantwortungsgefuehl abhanden gekommen."
Ich habe unterwegs die Menschen getroffen, ihre Gesichter gesehen und ihre
Haende geschuettelt. Fuer diesen Hans Joehr existieren diese Menschen nicht.
Fuer ihn sind es Zahlen. Fuer ihn sind es Aktien, ist es Gewinn oder Verlust.
Doch etwas gegen diese scheinbar eingespielten und funktionierenden Mechanismen
und Machetschaften zu machen, scheint aussichtsloser als Don Quijotes Kampf
gegen die Windmuehlen.
So sah ich die Ananasproduktion von Del Monte im Sueden Costa Ricas. Hektaren,
ja quadratkilometer- weise, wurde der Wald abgeholzt. Ein Wald, der den feinen
Boden schuetzte und als eine Art Schwamm diente. 2005 erzaehlten mir nun
die Leute vom zurueckgehenden Wasser in den Fluesen.
So schwor ich mir keine Del Monte Produkte mehr zu kaufen. Nun wollte ich
fuer mein Weihnachtsessen aber dennoch etwas spezielles kochen und griff
hier in Mittelamerika zu einer Buechse aus Thailand. Dort werde ja die Anbauweisen
nicht gross anders sein als hier.
Was bleibt also uebrig? Was kann ich noch essen und trinken?
Nach Arequipa, Peru schwor ich mir kein Coca Cola, Sprite und Fanta mehr
zu trinken. Alles Produkte der Coca Cola Company. So trank ich also Inca
Cola, ein scheinbar peruanisches Produkt - bis ich auf der dortigen Etikette
auch den Coca Cola Company Schriftzug entdeckte....
Ich fuhr nach Ecuador. 98/99 trank ich immer Fioravanti, ein scheinbar ecuadorianisches
Produkt. Ich meinte aufschnaufen zu koennen und goennte mir Fioravanti. In
einem Einkaufszentrum wurde mir dieses Fioravanti in einem Coca Cola Becher
serviert. Da merkte ich, dass eben auch dieses Produkt zur grossen Coca Cola
Company gehoert....
So ist es mit scheinbar allen nationalen Suessgetraenken geschehen. Die Etikette
und der Name bleibt der selbe, so dass der Kunde auch weiterhin kauft. Nur
fliesst der Gewinn nun in die USA....
Was kann ich also noch trinken? Alle Suessgetraenke sind in Coca Cola Hand.
Eine Wahl habe ich als Konsument praktisch keine mehr. Das einzige was mir
bleibt, ist zu verzichten. So trinke ich eben Wasser, Natursaefte und Bier.
Nun bin ich seit einigen Tagen hier in Tegucigalpa, Honduras. Hier in der
Stadt hatte ich eine Adresse einer Angelica, die 2001/02 in der Schweiz im
Aargau im AFS Austausch war und ich beim leiten eines Lagers kennenlernte.
Bei ihr zuhause kann ich nun einige Tage bleiben.
So kam ich am Freitag in den Genuss einer fuenfstuendigen Fernsehrede von
Hugo Chavez, dem venezolanischen Praesidenten. Ich hoerte fast alles zu.
Vor nicht all zu langer Zeit war ich in Venezuela. Erreichte ich mit grossen
Erwartungen das Land, verliess ich es sechs Wochen spaeter mit vielen Fragezeichen.
Mir schien die Chavez-Politik sehr fragwuerdig.
Heute muss ich feststellen, dass mich die Naehe zum Land etwas blenden liess.
Ich sah Abfall, Autos und Unordnung. Daraus schloss ich, dass die Chavez
Regierung ja auch nicht funktioniert, wie leider fast alle andern lateinamerikanischen
Regierungen.
Doch hoerte ich waehrend meiner Zeit in Venezuela nie lange den Reden von
Chavez zu. Hier in Tegucigalpa nahm ich mir nun genuegend Zeit. Und stellte
fest, dass er mir sehr aus dem Herzen spricht. Klar funktioniert vieles im
Land nicht. Doch wie soll ein Praesident ein Land innerhalb von sechs Regierungsjahren
komplett aendern, welches zuvor waehrend Jahrzehnten von korrupten Regierungen
regiert wurde und heute unter dem Joch der USA leben muss?
Chavez schnitt dann auch harte Worte an. Er verurteilte mit seinen bekannten
scharfen Worten die Imperialistischen Maechte, den Weltwaehrungsfond, die
Welthandelsorganisation, die Weltbank und die transnationalen Unternehmen.
Etwas, was ich seit Wochen fuer mich auch immer mache.
Doch Chavez hat scheinbar auch Loesungen zu bieten. Mit seinen Millionen
von Petrodollars ist er in der Lage, eine ganz neue lateinamerikanische Bewegung
zu unterstuetzen. Mit Lula in Brasilien, Kirchener in Argentinien, den Praesidenten
von Uruguay und Paraguay sowie der neu gewaehlten chilenischen Praesidentin
Bachelet hat er seiene moderaten Mitstreiter. Nun hat sich scheinbar auch
Bolivien zu einem Richtungswechsel entschieden.
Chavez sieht eine moegliche Loesung in der Einheit Suedamerikas. Etwas, von
dem ich seit fast einem Jahr auch spreche. (An dieser Stelle waehre viel
zu Simon Bolivar zu sagen, was ich nun sein lasse. Das Mail wird ja auch
schon so sehr lang...)
In Suedamerika sprechen alle die gleiche Sprache, haben alle die gleiche
Religion, haben alle den gleichen Ursprung und doch ist der Kontinent so
sehr gespalten. In den vergangenen 180 Jahren gefuehrte Kriege treiben die
Laender und Voelker auseinander. Fast kein Land vertraegt sich mit seinen
Nachbarn.
Ist ein Land klein, so ist es einfach zu beherrschen und zu unterdruecken.
Das kommt wiederum den USA zugute. Seit mehreren Monaten fuehrt die USA mit
vielen von mir bereisten Laendern Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen,
dem sogenannten TLC. Jedes einzelne kleine Land soll nun also mit dem grossen
Bruder im Norden ueber freien Handel verhandeln. Wer bei diesen Verhandlungen
staerker ist, am laengeren Hebel sitzt und letztendlich als Gewinner aus
den Verhandlungen gehen wird, ist ja schon im Vornherein klar.
Gut also, dass sich die Laender nicht verstehen. Und ruecken die Politiker
einzelner Laender scheinbar etwas zusammen, so werden Sabotageakte organisiert.
FBI und CIA sind ja dafuer gut ausgebildet.
Dies geschah 1973 in Chile. Der sozialistische Praesident Allende wurde in
der Moneda, dem Praesidentengebaeude in Santiago, erschossen.
Dies geschah 1981 in Panama. Das Kleinflugzeug explodierte, in welchem sich
der damalige Praesident Omar Torrijos befand.
Dies geschah 1990 in Nicaragua. Die Regierung von Daniel Ortega wurde nach
einem Jahre dauernden Buergerkrieg gestuerzt.
Dies haette 2002 auch in Venezuela geschehen sollen. Hugos Chavez' Politik
passte dem Weissen Haus nicht.
Am 12.April 2002 kam es in Venezuela zu einem Putschversuch gegen Chavez.
Zuvor legte ein Streik waehrend drei Monaten das Land lahm. Die Oppostion,
welche den Streik organisierte und den Putsch versuchte, wurde stark von
den USA unterstuetzt.
Wann wird es nun wohl zum naechsten Putschversuch in Venezuela kommen? Wann
brechen Unruhen in Bolivien aus? Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis
sich die FBI und CIA Agenten in den Laendern organisieren koennen.
Als ich die lange Chavez Rede hoerte war ich oft sehr geruehrt. Wenn doch
nur alles so einfach umzusetzen waere, von dem er spricht!? Doch dass es
zu einem Wandel in Lateinamerika kommen kann, muss erst lange und intensiv
gearbeitet und gekaempft werden. So bekam ich dann oft auch etwas Angst ab
den scharfen Worten, die ich hoerte. Einmal fiel sogar der Begriff Krieg.
Chavez' Diskurs wurde sicher aufmerksam verfolgt. Vielleicht kommt ja ein
schlauer nordamerikanischer Christlicher wieder einmal zum Schluss, dass
man diesen Mann am besten einfach umbringen wuerde.... Diese Idee wurde im
vergangenen August vom Pat Robertson, einem us-amerikanischen Christlichen,
oeffentlich ausgesprochen....
Interessant finde ich eben auch wie die Medien hier in Lateinamerika funktionieren.
Jedes Land hat ihre nationalen Sender. Da laufen eben die beruehmten Serien
und in den Nachrichten wird die Kriminalitaet beschworen.
Wer internationale Nachrichten hoeren will, dem bleiben Sender wie CNN, FOX,
BBC oder ABC. Alles Sender, die von den USA aus senden. Somit reist eine
z.B. argentinische Nachricht erst in die USA, wird dort nach dem Geschmack
des Sendes zurechtgebueschelt, bevor sie anschliessend in die restlichen
lateinamerikanischen Laender gesendet wird. So ist eine Destabilisierung
des Kontinents recht einfach moeglich.
Chavez hat seit einigen Monaten den Fernsehsender Telesur ins Leben gerufen.
Dieser soll von Caracas aus internationale Nachrichten von Lateinamerika
fuer Lateinamerika ausstrahlen. Etwas, was eigentlich schon seit Jahrzehnten
noetig gewesen waere.
Doch um in ferne Laender senden zu koennen, bracht es Satelliten, braucht
es Technologie, braucht es Verbindungen. Alles unter Kontrolle der imperialistischen
Maechte. Ob diese es wohl zulassen werden? Sehen sie doch ihre privilegierte
Stellung in der Welt in Gefahr.
Nach all diesen Zeilen ein abschliessendes Wort zu finden, ist schwierig.
Noch so viele andere Beobachtungen koennte ich beifuegen. Noch so viele weitere
Gedanken haben sich in meinem Kopf angehaeuft. Doch bin ich ja werde Journalist
noch Politiker. Ich fahre immer noch Velo. Dazu habe ich euch ein Foto. Nicht
das neuste, doch wohl der beste Beschrieb, warum ich das Leben so sehe, wie
ich es eben beschreibe. (Geschossen im Juni 05, Laguna Quilotoa, Ecuador.
Es war Mittag und die Kinder waren auf dem Heimweg von der Schule. Da es
runter ging und ich ja Platz hatte, spannten wir zusammen.)
Gruss Chrigu
Tegucigalpa, Honduras
"Es kommt nicht darauf an, den Menschen der Dritten Welt mehr zu geben, sondern
ihnen weniger zu stehlen"
Jean Ziegler, Kommentar zum Buch "Das Imperium der Schande"