5 Februar 2006 - San Salvador, El Salvador
Hallo Freunde
Honduras - um dieses Land zu beschreiben will ich euch vor allem die Geschichte
von Mauricio erzaehlen. Ich traf ihn vor zwei Wochen in Santa Rosa de Copan.
Als es nach dem Mittagessen zu troepfeln begann, beschloss ich nicht mehr
weiter zu fahren und suchte eine Bleibe. Ich fand diese beim Roten Kreuz.
Ich wurde herzlich aufgenommen. Als ich mich nach dem Nachtessen ueber meiner
Mittelamerikakarte ausbreitete, kam eben dieser Mauricio zu mir. Er sei 17
jaehrig. Bald aeusserte er tief seufzend, dass er einfach die Leute nicht
verstehen koenne, die alle in die USA auswandern wollen. Ich verstand nicht,
was er damit sagen wollte, so dass ich nachfragte.
Er habe es vor einem halben Jahr auch versucht. Bis nach Monterrey, keine
100km von der us-amerikanischen Grenze entfernt, sei er gekommen. Dort wurde
er von der Polizei geschnappt. Nach sieben Tagen im Gefaengnis wurde er in
einen Bus gesteckt, durch ganz Mexico und Guatemala gekarrt und im ersten
honduranischen Doerfchen stehen gelassen.
Zwei seiner Brueder leben in Los Angeles. Dort wollte er hin. Zusammen mit
weiteren vier Kollegen sei er los gezogen. Letztendlich schaffte es nur einer
bis hoch ins gelobte Land.
Da er noch minderjaehrig ist, musste er schon illegal nach Guatemala einreisen.
In Mexico angekommen, kam er hauptsaechlich per Zug vorwaerts. Da springe
man einem fahrenden Gueterzug auf. In und auf jedem Wagen habe es Latinos
gehabt. Hunderte sollen es gewesen sein, die im Norden ihr Glueck zu finden
hofften.
Bald wurde der Zug von der Polizei angehalten. Noch vom fahrenden Zug seine
alle Latinos in die Buesche gesprungen. Dann hiess es rennen. Dutzende Latinos
seien durch die Ebene gerannt. Gefolgt von mexikanischen Polizisten. Selber
auch Latinos!
Bei dieser ersten Verfolgungsjagd verlor er seine vier Kollegen. Fortan sei
er alleine weiter gezogen.
Bald stiegen weitere Latinos auf einen andern fahrenden Gueterzug auf. Diesmal
waren sie aber bewaffnet. Mauricio wurde alles abgenommen. Die paar Dollars,
die er bei sich hatte, musste er mit der Pistole an der Schlaefe hervorruecken.
Das Besteigen eines fahrenden Zuges hat seine Tuecken, so dass es zu Unfaellen
kommt. Drei Leute sah er so ihr Leben lassen. Einem Maedchen sei der Zug
direkt ueber den Hals gefahren, so dass Mauricio ihren Kopf in die nahen
Buesche wegrollen sah.
Nun liegt dieser leblose Koerper wohl dort in der mexikanischen Wueste und
verwest. Wie viele dieser "Illegalen" liegen wohl sonst noch auf der Strecke?
Als Mauricio wieder einal vor einer Kontrolle fluechten musste, verirrte
er sich im Nichts. Waehrend drei Tagen sei er alleine der Zuglinie entlang
gelaufen. Zu Essen habe er nichts bei sich gehabt. Wasser habe er in abgestandenen
Tuempeln gefunden oder es mit dem Vieh am Streckenrand geteilt.
Da er nach dem Ueberfall keinen einzigen Cent mehr bei sich gehabt habe,
sei er fortan auf die Hilfe der Mexikaner angewiesen gewesen. Das Essen musste
er sich erbetteln. Doch sei sein Hunger auch nach einer Tortilla nicht verschwunden.
Sei er vor seiner Reise ein statter Bursche gewesen, sah ich nun einen schlanken
Juengling vor mir stehen. Auch ein halbes Jahr nach seiner Rueckschaffung
sei er immer noch nicht bei alten Kraeften.
Kurz vor Monterrey hatte seine Flucht nach drei Wochen ein Ende. Er sei zu
spaet vom Zug gepsprungen und rannte den Polizisten direkt in die Arme. Zum
zweiten Mal auf seinem Weg in die USA wurde ihm hier eine Pistole an die
Schlaefe gehalten.
Doch er war merkwuerdigerweise fast froh, geschnappt zu werden. Endlich habe
sein Exodus ein Ende gefunden, dachte er. Waehrend Tagen sei er gegangen,
sei er weiter gegen Nodern gezogen, obwohl er dies schon lange gegen seinen
Willen tat. Zurueck haette er schon lange gewollt, doch trieb ihn etwas staendig
vorwaerts - dieses etwas nennen wir Geld.
Ich war wieder einmal sprachlos, was dieser 17 jaehrige Junge mir da zu erzaehlen
hatte. Irgendwie spuerte ich sein Beduerfnis, mir diese Geschichte anzuvertrauen.
Vielleicht erzaehlte er sie mir, so dass ich sie niederschreiben und verbreiten
kann. Wer jemals vor einem "Illegalen" stand und seine Geschichte gehoert
hat, fragt sich in Zukunft, ob je einmal eine Person ueberhaupt illegal sein
kann. Hat nicht auch dieser Mauricio das Recht, sein Glueck zu suchen, wo
immer er dies auch vermutet?
Tage spaeter fuhr ich nach Copan Ruinas. Nebenan befindet sich ein riesiger
Ruinenkomplex der Mayas, so dass es wieder einmal von Touristen wimmelte.
Auch sie sind auf der Suche nach ihrem Glueck. Sie aber duerfen sich bewegen,
wo immer sie wollen, denn sie bringen ja mit sich, was man von ihnen verlangt
- Geld.
Copan Ruinas entwickelte sich dank seiner Ruinen zu einem Mekka des Tourismus.
Fuer mich wieder einmal die Chance, ein paar Veloelis zu verkaufen.
Ich kam mit einer Frau aus der Umgebung ins Gespraech. Sie habe es schon
zweimal versucht. Das erste Mal sei sie bis nach Cancun gekommen. Von da
- zurueck! Das zweite Mal habe sie es bis nach Puebla geschafft. Von da -
zurueck! Im Maerz will sie es ein weiteres Mal versuchen. Zurueck - von wo?
Doch die Verlockung des Geldes ist gross. So gross sogar, dass sie ihre beiden
Kinder hier in Honduras zuruecklassen wird. Sie koenne ihnen ja dann Geld
senden. Dafuer gaebe es Western Union hier im Dorf. Doch ob das Geld die
fehlende Mutter wird ersetzen koennen?
Auf den verzweigten Wegen Honduras' naeherte ich mich einem kleinen Doerfchen.
Auf der Einfahrt sah ich ueberall am Strassenrand Ziegel- und Backstein-Manufakturen.
Ich fragte mich, fuer was in der Welt hier an diesem abgeschiedenen Ort so
viel Baumaterial gebraucht wird.
Kam ich dann aber ins Dorf, sah ich ueberall Haeuser im Bau. Oft glichen
diese Bauten Villen. Da fragte ich mich, ob die hier angebauten Karotten,
Kartoffeln und der Mais wohl so rentabel seien.
Als ich aus dem Doerfchen pedalte, fuhr ich neben einem Velofahrer her. Er
sein auf dem Heimweg von seiner Arbeit auf dem Bau. Da erzaehlte er mir eben,
dass Western Union im Dorf das in den USA erarbeitete Geld eines Familienmitgliedes
hier in Bar ausbezahle und damit die vielen Haeuser gebaut wuerden. Kein
Doerfchen zu klein um bei Western Union dabei zu sein!
Sieht nun der Kartoffelpfluecker diese Haeuser, wird dieser sich eben zweimal
fragen, ob er sich weiterhin die Haender schmutzig machen will oder es auch
versuchen soll. Die, die Erfolg hatten, zeigen hier als tolles Beispiel ihr
grosses Haus. Das Werk der Erfolglosen ist weniger sichtbar, denn die liegen
in den Wuesten Mexikos und verwesen.
Auch ich besuchte an einem sonnigen Tag in Copan die Mayaruinen. Eine heile
Welt. Da sind die Toten schon verwesen. Heute strahlen die restaurierten
Ruinen im Sonnenlicht und locken die mit Fotoapparat bewaffneten Touristen
an.
Waehrend am folgenden Tag wieder hunderte von Touristen auf den alten Steintreppen
herum kraxelten, feierte das Dorf den neuen Buergermeister. Ich setzte mich
auf die Plaza und hoerte der Rede dieses illusten Herren zu. Als ich in die
Menge schaute, sah ich lauter einheimische Leute. Touristen waren keine da.
Heute schaut man die toten Kulturen von gestern an und ist blind fuer die
von heute. Ruinen kann man eben kaufen. 10U$ kostet der Eintritt. Dafuer
hat man ja MasterCard, wie uns die Werbung staendig sagt.
Doch auch ich war beeindruckt ab diesen grossen Mayabauten. Oft Pyramiden.
Die Mayas sollen sogar schon eine Hyroglyphenschrift gekannt haben, so dass
eine der Pyramidenwaende mit einer grossen Treppe belegt ist auf deren Stufen
die Geschichte des Volkes zu lesen sei. Ein Buch aus Stein unter freiem Himmel.
Ich versuchte bei einigen Fuehrungen den Erklaerungen zu lauschen. Als ich
vor einer grossen Steinkugel mit einer Kranzverzierung stand, kam ein Ami
mit seiner Privatfuehrung gelaufen. Sobald er diesen Stein sah meinte er
laut: "Oh, this looks like a huge hamburger!" In Wirklichkeit war es aber
ein Opferstein, wo den Mayas die Koepfe abgeschnitten wurden.
Dann lief ich mit vier Argentieniern mit. Wir durchschritten die "cancha
de pelotas", wo die Mayas scheinbar einen Ballsport praktizierten, als der
typischste der typischen argentinischen Witze fiel: "Die haetten nur mal
gegen Maradona spielen sollen, der haette ihnen dann schon gezeigt, was Ballsport
ist!"
Es began mir zu gefallen in Copan Ruinas. Im Hinterhof eines Hauses konnte
ich mein Zelt aufbauen, wo ich einen Tisch zum kochen und schreiben und einen
Stuhl zum sitzen, ruhen und denken brauchen konnte. Letztendlich blieb ich
mehr als eine Woche in diesem kleinen Doerfchen und verkaufte Veloelis.
Es tat mir gut, diese Art "Auszeit". Schrieb ich in meinem Weihnachtsmail
noch, dass "es nichts ist, was mit mir selber zu tun hat, was mich so nachdenklich
stimmt", nahm dies leider bald eine Wende. Als ich aus Tagucigalpa meinen
Eltern telefonierte brach ich zusammen. Als ich meine Eindruecke in Worte
fassen wollte, kamen ploetzlich anstatt Worte nur noch Traenen.
Auf dem Weg zu einer Telefonzentrale in die Stadt lief ich am Kindern vorbei,
die in der Muelltonne nach Brauchbarem wuehlten. Daneben sassen Personen
des sogenannten "informellen Sektors" und verkauften ihr wenig Hab. Meine
Augen sahen ploetzlich nur noch Beduerfnisse, Elend, Unterdrueckung und Armut.
Es war zu viel. Ich hielt es nicht mehr aus. Meine Gedanken drehten sich
um eine baldige Rueckkehr in die Schweiz.
Gluecklicherweise traf ich mich in Tegucigalpa mit Josetxu. Von ihm erzaehlte
ich schon vor fast zwei Jahren in einem Massenmail. Seit mehr als sechs Jahren
faehrt er mit dem Velo durch die Welt. Ein erstes Mal sehen wir uns im Januar
04 in Chile. Nun kreuzten sich unsere Wege wieder.
Von ihm versprach ich mir Antworten. Er reiste durch Afrika, Asien, Indien
und Lateinamerika und will noch fuer einige Jahre weiter fahren. Wie kann
er das? Ich bekomme nach zwei Jahren Lateinamerika langsam genug. Er - der
noch viel mehr gesehen hat als ich - sollte ihm nicht auch die Welt bis zum
Halse stehen?
Bald bekam ich erste Antworten, wie er es schafft, so lange so unbeschwert
durch die Lande zu fahren. Wenn ich mit ihm sprach, drehte sich das Gespraech
nicht um die Latinos und auch nicht um die vielen Probleme unserer Welt.
Er will wissen, wie der Asphalt ist, wo ich Gegenwind hatte, welcher der
hoechste Berg des Landes ist usw. Die Leute interessieren ihn eher weniger.
Ich beobachtete oft, dass er halb blind durch die Gegend pedalt. Er gruesst
fast keine Leute am Strassenrand, wogegen ich alle paar Meter die Hand hebe,
den Hut ablupfe oder mit Worten gruesse. Da passieren manchmal kleine Wunder.
Kinder zaubern oft das niedlichste Laecheln auf ihre feinen Gesichter. Mit
einer Handbewegung meinerseits bewege ich oft bis zu vier Haende...
Einmal hatten wir ein etwas unangenehmes Erlebnis. Als uns ein Velofahrer
entgegenkommend kreuzte, schrie er uns "gringo imbecil" entgegen. Ich kehrte
mich um und rief "que es eso?". Josetxu kehrte sich auch um und rief "idiota".
So kam ich eben zum Schluss, dass dies wohl die einzige Moeglichkeit ist,
so lange unterwegs zu sein. Wer sich mit den Leuten und deren Leben auseinandersetzt,
der bekommt nach einer gewissen Zeit genug.
In Peru streckte ich den Leuten noch gefaelschte Dollarnoten hin, wenn ich
nach Geld gefragt wurde. Dies wuerde ich heute nicht mehr tun. Heute verstehe
ich diese Leute, wenn sie mich anbetteln. Ich an ihrer Stelle wuerde wohl
das gleiche tun.
In Bolivien erhielt ich zum ersten Mal Steine angeworfen. Dies geschah mir
je einmal auch in Peru, Ecuador und zusammen mit Maettu in Kolumbien. Im
Bolivien packte ich dieses Kind. Ich wurde wuetend. Doch an ihrer Stelle
wuerde ich eben auch Steine werfen. Nach zwei Jahren Lateinamerika verstehe
ich die Bevoelkerung. Ich habe meine Denkweise und mein Verhalten sehr geaendert.
Dass ich die Aggressionen der Bevoelkerung spuere, finde ich ungerecht mir
gegenueber. Doch wie sagte mir Hugo, Angelicas Vater, in Tegucigalpa: "Die
Gewalt ist horizontal". Ich motze den Taxisten auf der Strasse an. Dieser
beschwert sich beim Kellner. Der ueberfaehrt halbers den Fussgaenger. Dieser
ueberfaellt irgend jemanden auf der Strasse usw. All diese Leute befinden
sich auf der selben Stufe. Die Gewalt ist horizontal. Mauricio wird auf seiner
Flucht in die USA von Landsleuten ausgeraubt, die selber wohl auch auf dem
Weg in die USA sind.
So bekomme eben ich den Zorn der Leute zu spueren. Doch eigentlich moechten
sie sich ja nicht bei mir, sonder bei hoeheren Maechten beschweren. Doch
an diese hoeheren Maechte kommen werder sie noch ich heran. Denn diese Personen
werde nie spuerbar fuer uns werde. Sie bewegen sich auf ihren Wegen, verstecken
sich hinter geblendeten Autoscheiben und Haeusermauern oder flitzen per Flugzeug
ueber unsere Kopefe hinweg. Somit bin ich fuer sie die einzige Form ihren
Wut auszudruecken. Die andern befinden sich naemlich nicht in Honduras -
die haben sich in den letzten Tagen in Davos versammelt.
Ich habe mir schon oft gedacht, dass es ein grosses Glueck ist, besitzen
die Imperialistischen Maechte (USA, Westeuropa) und Lateinamerika die gleiche
Religion. Koennte dieser lateinamerikanische Zorn auch noch von einer Kirche
missbraucht und zusaetzlich angeheizt werden, koennte es zu einem religioesen
Fanatismus kommen. Der Hass dazu ist in der Bevoelkerung vorhanden.
Zum Abschluss ein Gedicht von Berthold Brecht, das doch in aeusserst kurzen
Worten zusammenfasst, was ich nun lange zu beschreiben versuchte:
In Erwaegung, dass wir hungirig bleiben,
Wenn wir dulden, dass ihr uns bestehlt,
Wollen wir mal feststellen, dass nur Fensterscheben,
Uns vom guten Brote trennen, das uns fehlt.
Ich bin unterdessen in El Salvador angekommen. Bei einem Jungen vom www.hospitalityclub.org
habe ich eine Unterkunft gekriegt. Bald will ich aber weiter. Es wartet Gautemala.
Gruss Chrigu
San Salvador, El Salvador
"Um die Menschen zu lieben, muss man sehr stark das hassen, was sie unterdrueckt."
Jean-Paul Sartre
P.S.: Was ich von Mauricio gehoert habe, las ich Tage darauf in einem Presseartikel.
MEXIKO
Kritik an Verlängerung der Grenzmauer zu den USA
(Buenos Aires, 16. Januar 2006, pulsar-ecupress).- In Mexiko haben Vertreter
verschiedener politischer, intellektueller, religiöser und gesellschaftlicher
Gruppen ihre Kritik am Plan der USA wiederholt, die Grenzmauer zum mexikanischen
Staatsgebiet auszubauen, um so die illegale Einwanderung zu stoppen.
Der Pfarrer der Basilika der Jungfrau von Guadelupe, Diego Monroy, wies darauf
hin, dass die mexikanische Regierung mit den USA keine ausreichende Auseinandersetzung
über die Einwanderungsfrage führe. Vertreter von Nichtregierungsorganisationen
bezeichneten die Aeusserungen des US-Botschafters in Mexiko, Antonio Garza
Garza, in denen dieser den Vergleich der Grenzanlage mit der Berliner Mauer
zurückgewiesen hatte, als "heuchlerisch und unverantwortlich". Sie kritisierten
außerdem, dass das Argument der "Nationalen Sicherheit" von den USA zum Vorwand
dafür genommen werde, Menschenrechte zu verletzten und bei der Einwanderungsfrage
eine widersprüchliche Argumentation aufrechtzuerhalten.
Die Wissenschaftlerin Elaine Levine von der Autonomen Nationalen Universität
Mexikos UNAM (Universidad Nacional Autonoma de Mexico) bezeichnete das Verhältnis
der USA zu den mexikanischen Einwanderern als geradezu schizophren: "Als
billige Arbeitskräfte sind sie willkommen, aber als Nachbarn und Menschen,
die in den USA ihren Alltag leben, sind sie unerwünscht."
Bereits am 13. Januar 2001 waren die Präsidenten Mexikos und der USA, Vicente
Fox und George W. Bush, darin übereingekommen, beim Thema Einwanderung sowohl
kurz- als als langfristige Schritte einzuleiten. Zu diesem Zeitpunkt waren
laut Informationen der Organisation "Bündnis zur Verteidigung der Migranten"
("Coalicion Pro Defensa") und der "Kalifornienischen Rechtshilfe" ("California
Rural Legal Assistance") bereits über 2.000 Menschen bei dem Versuch die
Grenze zwischen den USA und Mexiko zu überqueren, ums Leben gekommen.
Für Claudia Smith, Leiterin eines Grenzprojekts, ist diese hohe Zahl von
Toten nicht überraschend: Seit die Ueberwachung der Grenze um die Gegend von
Tucson verschärft worden sei, werde das Risiko, in der Wüste von Arizona
zu verdursten, gegen das ersetzt, im Rio Bravo zu ertrinken. Von den 441
Toten im Jahr 2005 waren 15 Prozent Frauen, Kinder unter elf Jahren und Menschen
über 65. Laut Smith führe der jetzige Anti-Einwanderungsplan der USA zu einer
Verschlimmerung der Situation für 2006.
Der Kongress der Vereinigten Staaten hat den Ausbau der Grenzmauer zu Mexiko
auf eine Länge von 1.300 Kilometern bereits genehmigt. Die Entscheidung des
US-Senats wird im Februar erwartet.